Im Meeting ohne Übergang ins erste Thema einsteigen? Besser nicht…
In den letzten Beiträgen haben wir einen Blick auf die einzelnen Aspekte des generellen Moderationsablaufes geworfen. Das ist das Fundament. In diesem und weiteren Beiträgen schauen wir uns nun die Inhalten und Methoden an.
First things first: Wie geht´s denn eigentlich los? Alle sind versammelt, wir wollen ja effizient sein und das Meeting kurzhalten, also debattieren wir gleich beim ersten Diskussionspunkt los. Sinnvoll? Ja, das kann man machen, aber dafür muss sich die Gruppe schon sehr gut kennen und selbst dann kann dieses Vorgehen nach hinten losgehen.
Es wirkt erstmal kontraproduktiv, Zeit für etwas anderes als die zu besprechenden Themen zu investieren. Aber es geht hier nicht darum, Zeit zu verlabern! Als Moderator wollen Sie die Teilnehmenden an Bord haben – und zwar mit ihrer ganzen Person.
Deshalb ist es gut, einen klaren Übergang zu schaffen: Alle kommen aus ihrem Arbeitsalltag und bringen diesen unbewusst mit (Zeitdruck, Konflikte kurz vor dem Meeting, Erfolgserlebnisse, usw.). Es ist wie bei einer Zugreise: Das Wichtigste ist, dass Sie in den Zug einsteigen, bevor er losfährt. Es ist aber auch nichts gewonnen, wenn dabei die Hälfte Ihres Gepäcks auf dem Bahnsteig stehen bleibt.
Dazu kann ein „Blitzlicht“ eine gute Methode sein. Eine mögliche Einstiegsfrage dafür wäre „Wie heiße ich und wie bin ich heute hier?“ So schafft der Moderator den Übergang zwischen Alltag und Meeting, die Teilnehmenden müssen sich für einen Moment auf sich fokussieren und werden sich bewusst, welches „Gepäck“ sie dabei haben.
Die Regeln: Jeder spricht kurz aus der eigenen Perspektive, es wird nicht kommentiert, die Beiträge bleiben für sich stehen. Der Moderator kann eingreifen, wenn zu weitschweifig oder nicht über die eigene Person gesprochen wird.
Auf diese Weise nehmen sich die Teilnehmenden wahr und können hören, was bei den anderen so los ist. Das verbindet und klärt die innere Wetterlage. Auftretende Ungeduld muss dann vielleicht nicht so persönlich genommen und kann als „etwas Mitgebrachtes“ betrachtet werden, das mit mir gar nichts zu tun hat. Oder der Sprecher selbst wird sich bewusst über seinen inneren Zeitdruck und kann sich entscheiden, diesen mal für die Dauer des Meetings loszulassen.
So kann in ein paar gut investierten Minuten die Energie aller Beteiligten gebündelt und auf das Ziel des Meetings fokussiert werden. Die Teilnehmenden lassen ihren Alltagsballast zurück und können ihre Fähigkeiten zielgerichteter in die Diskussion einbringen.
Und vielleicht spart das später im Meeting genau die paar Minuten Zeit, die Sie zu Beginn für den Einstieg investiert haben. Oder sogar ein bisschen mehr…
Ihre Carola Kamuff