Upps, ein Problem. Da können wir jetzt problemorientiert denken oder lösungsorientiert. Oder: zielorientiert!
Manchmal ist lösungsorientiert zwar gut, aber nicht gut genug. Und zwar immer dann, wenn es viel besser ist, ein Problem überhaupt nicht zu lösen.
Das klingt zu schön, um wahr zu sein? Nun ja, manchmal ist die Problemlösung eben nur eine – und vielleicht nicht die beste – von mehreren Möglichkeiten, das „eigentliche“ Ziel zu erreichen, dessen wir uns manchmal vielleicht noch gar nicht bewusst sind.
In meinem Seminar war einmal ein Teilnehmer, der berichtete: „Ich habe einen Mitarbeiter, der ist total unselbstständig. Dauernd kommt er mit Fragen an. Der soll nun endlich selbstständig arbeiten.“ Also, was ist das Ziel? – Der Mitarbeiter soll selbstständiger werden.
Wirklich? Nein. Durch beharrliches Nachfragen kam heraus: Tatsächlich ging es darum, dass mein Seminarteilnehmer endlich einmal wieder ungestört seine eigene Arbeit tun wollte. Und plötzlich eröffneten sich eine Menge weiterer Handlungsmöglichkeiten neben der Veränderung am Verhalten des Mitarbeiters. Er könnte einen anderen Mitarbeiter zum Mentor machen, der die Fragen klärte. Er könnte eine Open/Closed-Door-Policy einführen. Er könnte dem Mitarbeiter andere Aufgaben übertragen. Und so weiter… Und das Gute: Die neuen Alternativen sind einfacher umsetzbar als der ursprüngliche Ansatz.
Deshalb ist die Frage nach dem „eigentlichen“ Ziel auch so wichtig: Sie ermöglicht uns, ganz neue und vielleicht bessere Handlungsalternativen abseits der ausgetretenen Wege aufzutun. Das macht unsere Entscheidung besser, weil eine Entscheidung nun einmal nicht besser sein kann als die beste verfügbare Handlungsalternative.
Es gibt übrigens einen guten Tipp, um das Ziel eine Ebene höher zu erkennen: Stellen Sie sich die Frage: „Was habe ich erreicht, wenn ich das Problem gelöst habe?“ Was hätte mein Teilnehmer erreicht, wenn der Mitarbeiter selbstständig arbeiten würde? Er hätte endlich wieder mehr Zeit für seine eigene Arbeit.
In diesem Sinne: Werden Sie sich Ihrer „eigentlichen“ Ziele bewusst.
Ihre Carola Kamuff