Die Balance zwischen Enthusiasmus und Realismus: Wie Sie Leidenschaft zeigen, ohne übertriebene Erwartungen zu wecken.
Können Sie sich eine prägnantere Verkörperung von Enthusiasmus vorstellen als einen Marktschreier? „Komm, ich werd´ zwar arm dabei, aber für die 5 Euro lege ich zu der 2kg-Salami noch zwei Leberwürste dabei. Und weil heute Sonntag ist, auch noch eine Mettwurst…“ Ich weiß nicht, ob es die heute noch gibt, aber früher waren diese unterhaltsamen Typen auf allen Stadtteilfesten und Weihnachtsmärkten präsent. Und verkaufen offensichtlich ihre Waren mit Erfolg.
Und natürlich wollen Investoren auch bei Management-Präsentationen Enthusiasmus spüren, soll das Management für das Unternehmen brennen. Schließlich wird vom Management erwartet, dass es die Mitarbeiter zu hohem Engagement motiviert und dabei mit gutem Beispiel vorangeht. Keine Frage…
Die Begeisterung hat aber auch eine Schattenseite, die wir am Beispiel des Marktschreiers gut illustrieren können. Als meine Oma einmal auf diese Weise Aal gekauft hat – und zwar nach vorherigem Probieren – stellte sich zuhause heraus, dass nur die Probierportionen von guter Qualität waren, die letztlich verkaufte Ware aber ungenießbar. Und der Händler war am nächsten Tag verschwunden…
Bei allem Enthusiasmus geht es also auch darum, realistisch zu bleiben und nicht das Blaue vom Himmel zu versprechen. Stellen Sie also Erfolge durchaus begeisternd dar und stellen Sie diese in den Vordergrund. Verschweigen Sie aber auch nicht die möglichen Problemfelder oder die manchmal steinigen Wege, auf denen Sie diese Erfolge erreicht haben.
Ein intelligenter Investor wird Ihnen eine übermäßige Schönfärberei ohnehin nicht abnehmen. Bei diffizilen Themen ist auch die Formulierung wichtig. Sie sollten hinter der Aussage stehen können, sonst werden die inneren Zweifel oft in Ihrer Sprache deutlich (Relativierungen wie „eigentlich“, usw.).
Es kommt also auf die Mischung an: Leidenschaftlich im Tonfall, aber realistisch bei den Fakten. Dabei muss es übrigens auch im Ton nicht der 15te Superlativ sein, Sie verkaufen ja keine Leberwürste…
Viel Erfolg beim Finden Ihrer persönlichen Balance!
Ihre Carola Kamuff