Ich gehe ja gerne mal ins Museum für Moderne Kunst und lasse mich beim Betrachten der Bilder von der Frage lenken: „Was will der Künstler damit sagen?“ – Aber wehe, wenn sich mein Leser oder Zuhörer diese Frage stellt!
Dann ist etwas schiefgelaufen.
Denn unsere Gehirne sind darauf ausgerichtet, neue Informationen in bestehende Strukturen einzusortieren – wenn sie das nicht können, müssen sie raten, was sie mit der neuen Information anfangen sollen.
Das ist einerseits lästig für meine Leser oder Zuhörer, und andererseits kommen sie vielleicht zu einem anderen Schluss als von mir gewünscht: Mit dem Effekt, dass wir vom Thema abkommen, dass sie merkwürdige Zwischenfragen stellen, dass ich mich sehr anstrengen muss, sie wieder zum roten Faden zu bringen.
Deshalb empfehle ich die entgegengesetzte Strategie: Bringen Sie die Kernaussage einer Präsentationsfolie in der Titelzeile. Seien Sie explizit statt implizit – sagen Sie, was Sie mit der Folie sagen wollen.
Haben Sie beispielsweise eine Präsentation über das Urlaubsrecht, dann werden die Zuhörer von der Folie mit der Überschrift „Entwicklungen – europa-rechtliche Vorgaben“ vermutlich weniger behalten als mit dem Titel „Der Urlaubsanspruch erlischt zum 31. März des Folgejahres, mit Ausnahmen“.
Die Folie mit dem Titel „Urlaubsabgeltung – Ende der Surrogatstheorie“ könnte besser überschrieben werden „Für Resturlaub bei Ausscheiden besteht lediglich ein Geldanspruch“.
Übrigens habe ich bewusst jeweils einen ganzen Satz formuliert – den „Aussagesatz“ oder „Action Title“ mit Verb, statt nur aneinandergereihte Hauptwörter. Speziell die „Verhauptwortung“ von Verben mittels -ung macht Sätze schwer lesbar, unpersönlich und einfach nicht zu behalten.
Mein Tipp „Empfehlung zur Vermeidung der Umwandlung von Verben in Substantive“ ist schlicht komplizierter als „Vermeiden Sie Substantive, nutzen Sie Verben.“ Ersteres verleitet zum Wegdösen, letzteres bleibt hängen.
Ihre Carola Kamuff
PS: Diese Systematik können Sie übrigens ganz wunderbar – weil zeitsparend und besser verständlich – für den Aufbau Ihrer Präsentation nutzen. Wie das geht, das erzähle ich in einem anderen Post.