Vogel Strauß oder Adler: Wie Sie Risiken realistisch darstellen und gleichzeitig Vertrauen aufbauen
Wie kann es passieren, dass Unternehmen mehr oder weniger plötzlich in Schieflage geraten oder gleich komplett vom Markt verschwinden?
Oft hat das mit Risiken zu tun, die dem Management entweder nicht bekannt, deren Folgen den Verantwortlichen nicht bewusst waren oder deren Eintrittswahrscheinlichkeit unterschätzt wurden. Und schließlich, deren Abmilderung oder Vermeidung nicht mit dem nötigen Nachdruck verfolgt wurden.
Natürlich ist es unangenehm, sich mit diesen Gefahren auseinanderzusetzen, aber die Vogel-Strauß-Methode wird das Problem nicht lösen, sondern nur verschlimmern. Deshalb ist es speziell im Vorfeld eines Verkaufs und spätestens vor der Management-Präsentation unabdingbar, eine fundierte Risikoanalyse vorzunehmen – die ohnehin zum Aufgabenbereich des Managements gehören sollte.
Denn Investoren wollen natürlich wissen, wie hoch das Risiko einer Fehlinvestition ist. Daher tut das Management gut daran, auf diesen Themenbereich vorbereitet zu sein.
Das beginnt mit der richtigen Haltung: Die Fähigkeit, das eigene Unternehmen mit einer gewissen Distanz und quasi von außen zu betrachten, hilft bei der Einschätzung der Risiken ebenso wie die Bereitschaft, Rückmeldungen von Mitarbeitern ernst zu nehmen und nicht zu sanktionieren. Denken Sie nur an Boeing…
Die Risikoanalyse setzt sich auf folgenden Schritten zusammen:
- Identifizierung potenzieller Risiken: Was könnte überhaupt passieren?
- Folgenabschätzung: Was wären die Folgen für die Geschäftstätigkeit und wie hoch wäre der Schaden?
- Quantifizierung von Wahrscheinlichkeiten: Die Formel für die Risikobewertung lautet: Risiko = Schadenshöhe x Eintrittswahrscheinlichkeit. Nicht jedes Risiko muss also vermieden werden, wenn es extrem unwahrscheinlich ist oder nur sehr geringen Schaden erzeugen würde. Kritisch sind Risiken mit hohem Schaden und hoher Eintrittswahrscheinlichkeit. Und für deren Minderung oder Vermeidung sollten Sie einen Plan haben!
- Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven: Die Abschätzung von Wahrscheinlichkeiten sind genau das: Schätzungen. Deshalb ist es nützlich, unterschiedliche Perspektiven repräsentiert zu haben, das verbessert die Schätzung.
Wenn Sie eine klare Übersicht (Adlerperspektive) haben, mit welchen Risiken Sie konfrontiert sind, dann wählen Sie diejenigen aus, die das höchste Risikopotenzial bergen – und finden Sie Antworten auf die Frage, was Sie dagegen tun können. Am besten setzen Sie darüber hinaus diese Maßnahmen bereits um.
Wenn Se so vorbereitet in die Management Präsentation gehen, erzeugen Sie bei den Investoren nicht nur eine hohe Kompetenzwahrnehmung, weil Sie sich mit den Risiken auseinandergesetzt haben, sondern auch ein hohes Vertrauen, weil Sie bereits Maßnahmen daraus abgeleitet haben. So fühlen sich Investoren gut aufgehoben und vertrauen Ihnen leichter ihr Kapital an.
Ihre Carola Kamuff