Offene Angriffe unter der Gürtellinie und wie Sie darauf reagieren!
In dieser Woche kommen wir zum letzten Teil unserer Reihe zu unangenehmen Situationen während Ihrer Präsentation. Dieses Mal geht um direkte Angriffe aus dem Publikum, die zwar selten sind, aber dann eine extreme Herausforderung darstellen.
Solche Angriffe können in folgende Kategorien fallen:
- Allgemeine Totschlagfloskeln: „Das haben schon andere versucht!” oder „Das klappt sowieso nicht!“
- Zweifel an der Kompetenz des Präsentierenden: „Woher wollen ausgerechnet Sie das wissen? Sie sind ja noch viel zu jung (nicht lange genug hier, nicht im Thema, …)!“
Das ist immer ein Angriff unter der Gürtellinie. Auf solche Totschlagargumente sollte man nicht viel Zeit verwenden.
Für den Umgang mit Angriffen bieten sich diese vier abgestuften Reaktionen an.
- Darüber lachen und witzig kommentieren: Sie verstehen die Bemerkung als Scherz.
Hier kommt es auf Ihre Schlagfertigkeit an. Wenn Ihnen eine passende humorvolle Entgegnung einfällt (z. B: „Ich bin jung und brauche das Geld. Deswegen habe ich mich auch intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt.“), lösen Sie damit die Situation mit Bravour und zeigen gleichzeitig, dass Sie sich selbst bei aller Kompetenz nicht zu ernst nehmen. Das nimmt das Publikum für Sie ein und vermeidet vermutlich auch weitere Angriffe, denn Sie haben ja eindrucksvoll bewiesen, dass Sie sich davon nicht beeindrucken lassen.
- Ignorieren: Sie lassen den Angriff einfach an sich abprallen.
Diese Methode dürfte der beste Umgang mit Totschlagargumenten sein. Behalten Sie Ihre Körperspannung, strahlen Sie Gelassenheit aus – und überhören Sie den Kommentar. Erst wenn Sie das Gefühl haben, dass ein nennenswerter Teil des Publikums diese Auffassung teilt, müssen Sie reagieren. Zum Beispiel, indem Sie fragen, welche Vorgehensweise der Zwischenrufer denn vorschlagen würde, das dürfte ihn meistens zum Schweigen bringen.
- Wörtlich nehmen: Sie tun so, als würden Sie den Angriff als Kompliment verstehen.
Wenn Ihre Kompetenz angezweifelt wird, könnte diese Methode nützlich sein. Wenn auf Ihr Alter oder Ihre Erfahrung angespielt wird, könnten Sie entgegnen: „Es freut mich, dass ich Sie mit meiner Dynamik überzeugt habe und Sie von meiner unverbrauchten Sichtweise profitieren möchten.“ Die Frage, woher ausgerechnet Sie das wissen wollen, kontern Sie mit einem Hinweis auf Ihre Qualifikation: „Vielen Dank für Ihr Interesse an meiner Qualifikation in dieser Frage.“ Dann geben Sie einen kurzen Abriss über Ihren Hintergrund und fahren mit Ihrem Vortrag fort.
- Zurückweisen: Sie fordern den anderen auf, seine Bemerkungen zu unterlassen.
Auch diese Reaktion wird sich in der Regel in einem Vortrag nicht umsetzen lassen, es sei denn, Sie haben das Hausrecht am Veranstaltungsort und die Person wäre vollkommen uneinsichtig und dauerhaft störend. Wenn aber eine Situation so weit eskaliert, dann ist eigentlich nichts mehr zu retten. Versuchen Sie also, es nicht so weit kommen zu lassen und nutzen Sie Ihre anderen Optionen.
Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen derartige Herausforderungen in Ihren Vorträgen erspart bleiben und Sie es immer mit einem interessierten und aufgeschlossenen Publikum zu tun haben!
Ihre Carola Kamuff