„Ihre Präsentation geht ja völlig am Thema vorbei!“
Im letzten Artikel sprachen wir über die schwierige Situation, wenn ein Zuhörer die Fakten anzweifelt, die Ihrer Argumentation zugrunde liegen.
Heute geht es um Zweifel am Nutzen Ihres Vortrags, mit denen mindestens ebenso schwierig umzugehen ist.
In solchen Fällen kann es zunächst helfen, mit einer Rückfrage den möglicherweise nicht begründeten Einwurf zu entkräften. Ultimativ empfehle ich immer, das Publikum mit einzubeziehen: „Wie sehen das denn die anderen?“. Die Äußerungen daraufhin beantworten Ihnen schnell die Frage: Geht es nur diesem einen Zuhörer so oder der Mehrheit?
Im ersten Fall wird der eine Zuhörer durch die Gruppenmeinung sehr schnell verstummen. Im anderen Fall können Sie sich nur bedanken für die Information und lösungsorientiert gemeinsam mit dem Publikum entscheiden, wie sie nun fortfahren möchten – beispielsweise das Kapitel überspringen oder vertagen und neu vorbereiten (wenn das in Ihrem Setting möglich ist).
Dieser zweite Fall ist natürlich ärgerlich – aber es kann einfach passieren. Mir hat einmal jemand folgende Anekdote erzählt: Eine Delegation einer deutschen Beratungsfirma reiste extra zu einem Unternehmen nach Japan, um sich dort um das Mandat zum Verkauf einer deutschen Tochtergesellschaft zu bewerben. Kaum hatte die Präsentation begonnen, stellte sich heraus, dass es um eine andere deutsche Tochtergesellschaft ging.
Da hilft es dann, einen klaren Kopf zu bewahren und Vorschläge zu machen, wie man damit umgehen möchte:
- die Präsentation doch halten, damit das Unternehmen einen Eindruck von der Arbeitsqualität bekommt oder
- in Windeseile zusammen mit Kollegen im deutschen Büro eine neue Präsentation für den nächsten Tag erstellen etc.
Ihre Carola Kamuff
„Ein Zuhörer zweifelt die Richtigkeit meiner Aussage an – darf der das?“
Ja, das darf er natürlich … Aber es ist auch eine unangenehme Situation für den Präsentierenden.
Wenn Zweifel an der Richtigkeit von Fakten oder Schlüssen thematisiert werden, wie zum Beispiel: „Wie kommen Sie denn darauf, dass das 4 Millionen im Jahr sind? Nach meiner Kenntnis sind es maximal 2.“, dann sollten Sie zunächst Ihre Informationsquelle nennen, vielleicht reicht das schon aus.
Bleibt der Zweifel bestehen, hängt es dann davon ab, ob die Richtigkeit der Information eine Auswirkung auf Ihre weitere Präsentation hat.
Wenn nicht, bieten Sie einfach an, das noch einmal im Nachgang zu klären. Wenn ja – beispielsweise würde sich Ihre Berechnung komplett ändern, wenn es nicht 4, sondern nur 2 Millionen sind, und das könnte vielleicht zu einem anderen Schluss führen – können Sie nicht weitermachen, als wäre nichts geschehen. Stattdessen können Sie Ihr Publikum zwischen zwei Möglichkeiten wählen lassen:
- Den Fakt erst zu klären und dann beim nächsten Treffen mit der Präsentation fortzufahren (das geht natürlich bei Vorträgen nicht)
- oder aber fortzufahren unter der Annahme, dass Ihre Information stimmt und Sie, wenn sich anschließend das Gegenteil herausstellen sollte, eine korrigierte Fassung verschicken oder präsentieren.
Natürlich gibt es noch andere Formen von schwierigen Situationen – dazu gibt es hier in Kürze einen weiteren Artikel!
Ihre Carola Kamuff
P.S. Noch viel mehr Beispiele und Tipps gibt es übrigens in dem Buch „Präsentations-Torpedos“ von Cornelia Topf.
Präsentationen erstellen: Die 10-20-30-Formel
Können Sie sich unter einer „Selbstdarstellungsfrage“ etwas vorstellen?
Dann haben Sie das bestimmt schon einmal erlebt: der Typus Zuhörer, der Präsentationen und Vorträge durchaus in Schieflage bringen kann, weil er unangenehme Fragen stellt (und ja, der männliche Teil der Bevölkerung ist hier in der Mehrheit).
Wenn wir die schwierige Frage zunächst einmal analysieren, zeigt sich oft, dass hier gar keine Frage gestellt wird. Das Fragezeichen am Ende ist nur eine Verkleidung. Weil bei Vorträgen in der Regel nur Fragen zugelassen sind, wird gerne die eigene Meinung als Frage formuliert. Und das macht die Sache auch so unangenehm. Denn der Frager möchte gar keine Information von Ihnen haben, sondern er will dem ganzen Saal vermitteln, dass eigentlich er vorne am Podium stehen sollte, weil er über die größere Kompetenz verfügt.
Ein Beispiel von einer Weiterbildungsmesse: Die Leiterin eines Trainingsinstituts hält einen Vortrag über die Anwendung des Enneagramms (ein Modell über Persönlichkeitsstrukturen). Ein mittelalter Zuhörer von hinten: „ Sie haben das Enneagramm nicht verstanden. Das können Sie für Trainings überhaupt nicht anwenden!“ Die Rednerin erklärt nochmal kurz, was sie meint. Er bringt einen weiteren Anwurf, den sie nochmals sachlich kontert. Es folgt ein dritter Anwurf. Sie entgegnet: „Da sind wir offensichtlich unterschiedlicher Meinung“ – und macht weiter im Text.
Hier können Sie sehen, dass es nicht um Information geht, sondern um Meinung. Und da Sie jemanden, der sich nicht überzeugen lassen will, auch nicht überzeugen können, müssen Sie irgendwann einen Ausstieg aus der Eskalation finden.
Die Rednerin im Beispiel reagiert klug, indem sie den unverblümten Kommentar zunächst ernst nimmt und auf der Sachebene beantwortet. Sofort abzublocken würde dem Publikum das Gefühl geben, dass sie nicht sicher in ihrem Thema ist und der Zuhörer vielleicht Recht hat. Aber nach dem dritten Kommentar ist jedem Zuhörer klar, dass es sich hier um einen Querulanten handelt, und vermutlich sind die ersten interessierten Zuhörer auch schon etwas genervt. An dieser Stelle wäre weitere Aufmerksamkeit unangemessen, deshalb nimmt sich die Rednerin selbst aus der Schusslinie und bricht das Gespräch ab, indem Sie das Offenkundige feststellt: Die beiden werden sich nicht einigen.
Und da sie als Rednerin hier im wahrsten Sinne des Wortes das Sagen hat, führt sie ihren Vortrag weiter.
Um ebenfalls so klug mit einer solchen Situation umgehen zu können, sollten Sie darauf vorbereitet sein, dass sie irgendwann einmal auftauchen wird. So gehen Sie dem Zwischenrufer nicht auf den Leim und verstricken sich nicht in einer fruchtlosen Endlosdebatte.
Ich wünsche Ihnen die nötige Schlagfertigkeit für die Situation!
Ihre Carola Kamuff
Präsentationen erstellen: Fokus auf die Zielgruppe
Was ist besser: Im Raum umhertigern oder standhaft stehen bleiben?
Sie ahnen es: Der Mittelweg. Bleiben Sie während der gesamten Präsentation an einem Fleck stehen, dann trägt das zu einer ruhigen Ausstrahlung bei. Aber Sie werden sich mit Dynamik und Begeisterung schwertun.
Laufen Sie während der gesamten Präsentation durch den Raum, kommt Ihre eigene Begeisterung damit gut bei den Zuhörern an. Aber Sie wirken unruhig, vielleicht sogar hektisch.
Suchen Sie sich deshalb schon vor Ihrer Präsentation einen guten Platz, mit Blickkontakt zu allen Zuhörern und so, dass Sie ihnen – wie schon im Beitrag vor zwei Wochen beschrieben – nicht im Blickfeld zur Leinwand stehen. Das ist Ihr Ankerpunkt.
Von diesem Platz aus können Sie sich während der Präsentation immer wieder mit ein paar Schritten wegbewegen – zu den Zuhörern und wieder zurück, vielleicht zum Flipchart, mal zur anderen Seite – um dann wieder zu Ihrem Ankerpunkt zurückzukehren. So nutzen Sie den ganzen Raum und wirken damit engagiert und strahlen gleichzeitig Ruhe und Souveränität aus.
Ihre Carola Kamuff
Was Sie bei Fremdtexten in Ihrer Präsentation beachten sollten!
Haben wir hier Turnstunde, oder was?
Wenn Sie sich fragen, warum sich Ihre Zuhörer bloß so verrenken, dann gibt es möglicherweise eine einfache Antwort: Sie versuchen, an Ihnen vorbei auf die Leinwand zu schauen.
Wenn Sie alle sehen können und sich zentral platzieren, ist das grundsätzlich prima. Schließlich sind Sie der Präsentator, nicht ihre Leinwand. Wenn Sie aber Text auf Leinwand oder Flipchart abdecken, werden die Zuhörer doch immer wieder versuchen, einen Blick darauf zu werfen, und sind dann von der eigentlichen Präsentation abgelenkt. Das wäre schade.
Deshalb: Achten Sie darauf, dass Sie einen Platz für sich finden, von dem aus Sie einen guten Blickkontakt zu allen Zuhörern hinbekommen und auch präsent wirken, aber nicht im Weg stehen.
Und ganz besonders wichtig. Stehen Sie nicht im Beamer-Licht. Dann haben Sie nämlich merkwürdige Buchstaben und Zeichen im Gesicht, was nicht nur die Zuhörer ablenkt, sondern auch Ihre Ausstrahlung einschränkt.
Ihre Carola Kamuff